Der Verlust aller Sicherheiten - Zum zehnten Jahrestag des Ersten Weltkriegs
Auf den Tag genau - Un pódcast de Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich
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Als sich die Großmächte 1914 in den Ersten Weltkrieg manövrierten, war die Kriegsbegeisterung zumindest in Deutschland groß, und nicht wenige gingen fest davon aus, siegreich schon Weihnachten wieder bei ihren Familien zu sein. Die Wirklichkeit sah bekanntlich anders aus. Viele Freiwillige ruhten zum „Fest“ bereits in flandrischer Erde. Der Krieg stürzte einen ganzen Kontinent in Leid und Depression, und das in den Folgen weit über sein Ende 1918 hinaus. So klingt der Gedenkartikel von Ludwig Bauer zum zehnten Jahrestag des Kriegsbeginns im linksliberalen Hamburger Anzeiger vom 1. August 1924 denn auch in keinem Moment wie die Auseinandersetzung mit einem Stück Vergangenheit. Die ‘Welt seither‘ ist in dieser Perspektive vielmehr ein großes Kontinuum, als dessen bedrückendes Kennzeichen im Unterschied zu der ‘Welt von gestern‘ eine tiefgreifende Verunsicherung, die bis in die Gegenwart reichende Verlusterfahrung aller Gewissheiten bestimmt wird. Das Bild vom Ersten Weltkrieg als der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts – gelesen von Frank Riede wird es hier greifbar.