Baustelle Gesundheitsdaten
Auslegungssache – der c't-Datenschutz-Podcast - Un pódcast de c't Magazin - Viernes
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Die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland und auch auf europäischer Ebene gleicht einer nie enden wollenden Baustelle. Sie ist geprägt von Pleiten, Pech und Leuchtturmprojekten. Zuletzt hatte der geplante, aber überflüssige Austausch von Konnektoren-Hardware für Schlagzeilen gesorgt, weil er zig Millionen Euro Beitragszahlergeld verschlungen hätte. Für Probleme sorgt derzeit auch die Einführung des E-Rezepts und der E-Gesundheitakte - nicht zuletzt wegen berechtigter Einwände von Datenschützern. In einem gerade veröffentlichten Buch namens "Diagnose Digital-Desaster" arbeitet sich Peter Schaar durch die diversen Baustellenabschnitte im Gesundheitswesen, benennt Probleme und bietet Lösungen an. Schaar schöpft aus seinem eigenen Erfahrungsschatz: von 2003 bis 2013 war er Bundesbeauftragter für den Datenschutz, und seit 2016 leitet er die Schlichtungsstelle der Gesellschaft für die Telematikanwendungen der Gesundheitskarte (Gematik). In der Auslegungssache spricht er mit Holger und Joerg über seine Erfahrungen in diesen Ämtern. Schaar beschreibt, wie sich die Entwicklung der Digitalisierung im Gesundheitswesen von Anfang der 2000er bis heute vollzogen hat. Er benennt die Akteure in diesem Spiel und erläutert, warum die Arbeit der Gematik und die Einführung der Telematik-Infrastruktur so schwer vorankam. Ein Kerpunkt seiner Kritik: Anstatt die Bedürfnisse von Ärzten und Patienten im Fokus zu haben, drehte sich viel um Großprojekte, deren Nutzen nicht ausreicht, um sie schmackhaft zu machen. Gleichzeitig wurden immer wieder Kompromisse geschlossen, unter denen der Patienten-Datenschutz leidet - was der Akzeptanz ebenfalls nicht zuträglich ist. Und nun droht sich dieses Spiel auf europäischer Ebene fortzusetzen: Per Verordnung will die EU-Kommission einen europaweit kompatiblen "Gesundheitsdatenraum" schaffen, der insbesondere den Zugriff auf pseudonymisierte Informationen für Forschungseinrichtunen sowie kommerzielle Anbieter erleichtern soll. Schaar erklärt, welche Ideen er daran für gut hält - und welche er kritisiert.