Episode 107: Augen ohne Gesicht (Les yeux sans visage), 1960

Ein Filmarchiv - Un pódcast de Brockmann & Ecke

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Eine junge Frau ist entführt worden. Im Keller einer großbürgerlichen Villa liegt sie auf dem Operationstisch. Ihr soll das Gesicht entfernt werden, damit die bei einem Unfall entstellte Christiane (Edith Scob) dank des Transplantats wieder schön sein kann. Christianes Vater, der geniale Chirurg Doktor Génessier (Pierre Brasseur), ist der Operateur. Und Christiane sitzt, mit weißer Maske vor dem Gesicht, hübsch auf einem Sofa drapiert daneben und schaut zu. Zu solch unmittelbaren Alptraumbildern findet Georges Franju in seinem berühmtesten Film erst spät. Lange Teile von AUGEN OHNE GESICHT verbringt er stattdessen damit, uns in die Perspektive seiner abgründigen Figuren zu zwingen: wenn Doktor Génessier etwa auf dem Weg zu seiner Tochter fast ohne zeitliche oder räumliche Auslassung durch sein gesamtes Anwesen läuft lernen wir nicht nur die Geografie des Hauses kennen – wir werden selbst zu Génessier. Der legendäre Kameramann Eugen Schüfftan findet für diese methodische Inszenierung des Kaputten und Unheimlichen eine neue Bildsprache: wir spüren noch den von ihm maßgeblich mitgestalteten Expressionismus und den Universal Horror, aber Schüfftan und Franju haben diese Inszenierungsoptionen mit den Mitteln der Nouvelle Vague angejazzt, bauen Bilder, die oft unruhig und gewollt grobschlächtig sind. Ein völlig eigener, zutiefst seltsamer Film, der seine V-Effekte immer wieder neu denkt und umsetzt.

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