Folge 23 - Zwei Gedichte über Bäume (Theodor Fontane, C. F. Meyer)
Lyrikschule - Un pódcast de Johannes Thiele
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Bäume sind nicht erst heute durch Bestseller wie Wohllebens "Das geheime Leben der Bäume" oder den japanischen Trend des 'Waldbadens' im Fokus der Menschen. Bäume faszinieren und beeindrucken den Menschen wohl schon immer. Und das hat zu verschiedenen literarischen Auseinandersetzungen mit ihnen geführt, so auch bei Fontane und C. F. Meyer, deren Gedichte ungemein viel miteinander verbinden, die aber gleichzeitig in einem entscheidenden Zugang zum Thema Natur andere Wege gehen. Der verwundete Baum Sie haben mit dem Beile dich zerschnitten, Die Frevler - hast du viel dabei gelitten? Ich selber habe sorglich dich verbunden Und traue: Junger Baum, du wirst gesunden! Auch ich erlitt zu schier derselben Stunde Von schärferm Messer eine tiefre Wunde. Zu untersuchen komm ich deine täglich, Und meine fühl ich brennen unerträglich. Du saugest gierig ein die Kraft der Erde, Mir ist, als ob auch ich durchrieselt werde! Der frische Saft quillt aus zerschnittner Rinde Heilsam. Mir ist, als ob auch ichs empfinde! Indem ich deine sich erfrischen fühle, Ist mir, als ob sich meine Wunde kühle! Natur beginnt zu wirken und zu weben, Ich traue: Beiden geht es nicht ans Leben! Wie viele, so verwundet, welkten, starben! Wir beide prahlen noch mit unsern Narben! Der kranke Baum Der Herbst ist wieder kommen Und hat den Wald entlaubt; Wieviel er auch genommen. Mir hat er nichts geraubt. Ich trug ja keine Blüten, Kein hoffnungsgrünes Blatt, Da mich des Winters Wüten Zu tief verwundet hat. Wann hab ich ausgelitten?! - Ein Sturmwind braust daher! Erhört er meine Bitten, So währt's nicht lange mehr.