Folge 26 - In Ohnmacht gefallen (Günter Grass)

Lyrikschule - Un pódcast de Johannes Thiele

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Günter Grass ist einer der politischsten Autoren der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Auch in seiner Lyrik äußerte sich der Nobelpreisträger für Literatur immer wieder zu aktuellen politischen Themen, wie zuletzt 2012 mit dem umstrittenen Text "Was gesagt werden muss". Der in dieser Folge besprochene Text stammt jedoch aus den 60er Jahren und thematisiert den Vietnamkrieg. Zudem ist seine Aussage über diesen konkreten geschichtlichen Kontext hinaus zeitlos und übertragbar. In Ohnmacht gefallen Wir lesen Napalm und stellen Napalm uns vor. Da wir uns Napalm nicht vorstellen können, lesen wir über Napalm, bis wir uns mehr über Napalm vorstellen können. Jetzt protestieren wir gegen Napalm. Nach dem Frühstück, stumm, auf Fotos sehen wir, was Napalm vermag. Wir zeigen uns grobe Raster und sagen: Siehst du, Napalm. Bald wird es preiswerte Bildbände mit besseren Fotos geben, auf denen deutlicher wird, was Napalm vermag. Wir kauen Nägel und schreiben Proteste. Aber es gibt, so lesen wir, Schlimmeres als Napalm. Schnell protestieren wir gegen Schlimmeres. Unsere berechtigten Proteste, die wir jederzeit Verfassen, falten, frankieren dürfen, schlagen zu Buch. Ohnmacht, an Gummifassaden erprobt. Ohnmacht legt Platten auf: ohnmächtige Songs. Ohne Macht mit Gitarre. – Aber feinmaschig und gelassen wirkt sich draußen die Macht aus.

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